Medizin Populär: Inwiefern hängen Yoga und das Immunsystem zusammen?

Stefan Schwager: Da Yoga alle Aspekte des täglichen Lebens beinhaltet, können wir mit Yoga Körper und Seele erleben. Dadurch entsteht ein tief verwurzeltes Gleichgewicht. Unser Körper verfügt über die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren – zusammen mit allen Funktionen, die mit dem Geist in Verbindung stehen. Beim Yoga geht es darum, diese Energieverbindungen wieder spürbar zu machen. Dadurch wird der Körper auch in seiner Immunität gestärkt.

Medizin Populär: Im Yoga wird der Energiefluss kontrolliert. Was passiert dabei auf Zellebene?

Stefan Schwager: Jede Zelle reagiert auf die Energie – von innen und außen. Es ist alles eine Schwingung, eine Frequenz. Im Yoga können wir diese Energie auf eine höhere Ebene bringen. Wir produzieren jeden Tag unglaublich viele Zellen. Über zehn Millionen Zellen pro Sekunde werden im Körper abgebaut und durch neue ersetzt, das ist ein ständiger Austauschprozess. Und wenn man jetzt höher schwingt und mehr Energie zur Verfügung hat, dann fällt es dem Körper auch leichter, sich auf diesen ständigen Wandlungsprozess auszurichten. Unser Organismus wird in seinem Selbstregulationsprozess unterstützt.

Medizin Populär: Was kann jeder Einzelne tun, um die Abwehrkräfte zu unterstützen?

Stefan Schwager: Das Wichtigste ist, jeden Tag mit sich selbst in Verbindung zu treten – sich zu spüren. Man kann beispielsweise bei einer Tasse Tee, bei einem Spaziergang oder bei einer
Meditation innehalten. Unser Alltag ist vollgestopft mit Terminen. Viel zu oft sind wir im Außen und verlieren uns dadurch selbst. Entscheidend ist es daher, sich jeden Tag Zeit für sich selbst zu nehmen. Das ist das Erste.

Das Zweite ist, dass wir lernen wahrzunehmen, was uns wirklich guttut. Wie fühlt es sich an, wenn ich eine Yogaübung mache? Wie fühlt es sich an, wenn ich ein Gespräch führe? Wenn ich Nachrichten konsumiere? Wie geht es mir dabei und danach? Auch die Eindrücke danach sind von Bedeutung. Manchmal fühlt sich etwas anfänglich gut an, hinterher bleibt jedoch ein schales Gefühl zurück. Ein Beispiel: Man ist zu einem tollen Essen geladen und stellt im Anschluss daran fest: Ich habe Völlegefühle – das hat mir jetzt nicht gutgetan. Es geht darum herauszufinden, wie man etwas zum Positiven verändern kann: Angenommen, jemand ist eher
melancholisch. Dann gilt es, sich zu fragen: Kann ich dem entgegenwirken, indem ich mir mehr Zeit schenke, oder bewusst Stille in den Alltag einbaue – indem ich mir Gutes tue? Das kann jeder Mensch nur selbst erspüren. Ich empfehle allen, täglich die Hand aufs Herz
zu legen und sich zu fragen: Wie ist meine Verfassung? Was brauche ich heute? Wir sollten versuchen, ein Stück weit in die Selbstliebe zu kommen. Damit lässt man automatisch weg, was einem nicht guttut. Dessen sind wir uns oft gar nicht bewusst: Wir konsumieren Nachrichten, weil wir meinen, wir müssten informiert sein und fühlen uns miserabel dabei. Wir reden dann auch nur vom Negativen und geraten in eine Endlosschleife – wir denken, die Welt ist schlecht. Das schwächt natürlich auch das Immunsystem.

Im Grunde genommen ist Yoga weniger denken und mehr spüren. Wenn wir uns spüren, dann sind wir lebendig. Das Leben findet immer im Jetzt statt – ebenso unsere Reaktionen auf alle Anforderungen, die an uns herangetragen werden. Diese Reaktionen können wir wählen, wir können sie selbst steuern – wir sind unserer Umwelt nicht ausgeliefert. Darum geht es: Uns selbst einen Raum zu schaffen, in dem wir frei sind.
 

Stefan Schwager ist Yogalehrer, Yoga-Ausbildungsleiter und Vortragender.

www.yogamitstefan.at

www.beyond-words.at

Das obige Interview wurde einem längeren und sehr interessanten Artikel aus der "Medizin Populär 10/2023" entnommen, in dem es um Stress, Entspannung, Selbstfürsorge, Alltag und Immunsystem geht. Wenn du den ganzen Artikel lesen möchtest, kannst du ihn hier herunterladen: