Das Erblühen der Pflanze "Mensch"

Ich möchte hier einem faszinierenden und inspirierenden Gedanken Ausdruck geben, der zwar selbstverständlich und allgemein bekannt erscheinen mag, aber dennoch viel zu wenig beachtet und vor allem gelebt wird:
Jeder Pflanze, die man zur schönsten Blüte bringen möchte, sucht man das beste Umfeld, die beste Nahrung, Licht usw. zu geben, doch dem Menschen selbst…? DIESE Pflanze vegetiert oft mehr als sie lebt, mehr gleichgültig als freudvoll, mehr krank als gesund: Junk food, Bewegungsmangel, Stubenhocken, Horrorthriller, Angst, Stress - eine lange Liste.


Wenn man nun, dies erkennend, sucht und forscht nach den besten Bedingungen für das beste Gedeihen, das schönste Erblühen der Pflanze „Mensch“? Welche Nahrung braucht sie, welches Umfeld, nach welchen Werten gilt es zu leben? Kurz, wie sieht ein der Menschen Natur gemäßes Dasein aus? Diese Bedingungen zu kennen, zu erkennen und vor allem im täglichen Leben umzusetzen – das ist, was des Menschen vordringlichste Aufgabe ist.


Doch wir sind nicht die ersten, die sich diese Frage stellen – Menschen haben seit vielen hundert und tausend Jahren nach Antworten gesucht. Unter anderem in Indien … Was wir heute als Yoga kennen, IST die Antwort, IST die Erkenntnis und Beschreibung jener Bedingungen, geistigen Umfelder, Werte und Techniken, die die Pflanze „Mensch“ gedeihen und erblühen lässt. Doch wird es uns in der Anwendung des Yoga nicht so sehr um die Techniken (Asanas, Pranayamas, Meditation, Reinigungstechniken) gehen als um ein inneres Ausrichten des Bewusstseins, als um ein Betreten eines neuen geistigen Paradigmas.

 

Während der Mensch zumeist im Außen nach Antworten und Lösungen sucht – und das Angebot an Systemen, Heilungsansätzen und Lösungsvorschlägen ist inzwischen unüberschaubar geworden -, sollten wir danach streben, die Antworten von INNEN zu bekommen, uns auf die innere Führung einzustimmen:
Erkenne, was dich weitet, erhebt, fördert, dich zu Gesundheit, Reinheit, Schönheit und Freude führt – DEM öffne dich. Erkenne, was dich einengt, hinabzieht, dich schwer und krank macht – dem verschließe dich. Lerne es zu unterscheiden, was deiner Pflanze Leben hinzufügt, und was ihr Energie entzieht. Gleich wie du nicht in einen fauligen Apfel beißen wirst, so wirst du bei verfeinertem Bewusstsein ganz natürlich von Dingen lassen, die dir heute vielleicht verlockend erscheinen, obgleich sie deiner Gesundheit und deinem Gedeihen abträglich sind.

 

Gesetze, Regeln und Verbote helfen nicht, sie sind Ausdruck von Unbewusstheit – doch die innere Stimme der Weisheit und des Erkennens kennt die rechte Antwort – lerne, ihr zu lauschen und dich von ihr leiten zu lassen.

  

Einige Anregungen

Hier sind einige Anregungen, was deine innere Stimme der Weisheit sagen könnte:


Sei mehr im Freien

Sei viel in der Sonne, genieße den Wind, umarme die Natur – du bist Teil von ihr!

 

Bewege dich mehr

Laufe, wandere, verzichte mal auf den Lift, und genieße die Bewegung – der Mensch ist für Bewegung geschaffen; ohne sie „rostet“ er. Zur Bewegung mag man auch spielerische Bewegungen und das Strecken des Körpers zählen, das ja in den Yoga-Asanas systematisiert wurde – also übe Asanas, sodass sich dein Körper freut, da zu sein und sich bewegen zu dürfen!

 

Ernähre dich bewusster

Ernähre dich mäßig, bescheiden, achtsam und natürlich. Der Mensch ißt im allgemeinen zu viel und dazu noch Nahrung, die den Körper belastet – das Ergebnis kann man am allgemeinen Gesundheitszustand / am Übergewicht der Menschen ablesen … Spüre auch hier, was und wie viel dir gut tut, verbinde dich vor dem Essen mit deiner Nahrung – und genieße sie!

 

Gebet und Meditation

Bete und meditiere: Was die gute und fruchtbare Erde für die Pflanze, das ist das Verbundensein mit Gott für den Menschen. Im Gebet sprichst du mit Gott, in der Meditation spricht Gott und du hörst zu – und vielleicht gelangst du bald zu dem Punkt, an dem die Verbundenheit mit Gott da ist, OHNE die Form des Gebetes oder der formalen Meditation zu brauchen – wenn du ständig in stiller Achtsamkeit und dem Bewusstsein der Verbindung mit Gott bist, brauchst du dann noch einen Altar oder ein Meditationskissen?

 

Meide Stress

Stress ist Krankmacher Nr. 1 – Yoga lehrt das Loslassen und die Gelassenheit. Nicht nur durch Entspannungsübungen, sondern vor allem durch geistige Techniken und die rechte innere Einstellung wirst du stressfreier leben können – auch wenn sich dein Umfeld und die Herausforderungen deines Lebens nicht verändern.

 

Liebe
Liebe, gib und verstehe: Die essentielle Energie des Paradigmas des Lebens ist die Liebe und die liebevolle Verbundenheit mit dem gesamten Sein. Das ist keine schönfärberische Phantasie, sondern kann eine zutiefst lebendige Erfahrung sein, die den Menschen mit seiner wahren Natur und mit anderen Menschen verbindet. Berühre alles, was du berührst, mit Liebe, mit Achtsamkeit und Dankbarkeit. Würdige das Sein, das dich umgibt, deinen Körper und alles, was du hast. Wenn du von all diesen Vorschlägen nur diesen einen befolgst, wird sich dein Leben vollkommen transformieren!

 

Gierlosigkeit

Lasse Gier los – und du wirst friedvoller und stressfreier leben. Unterscheide: Brauche ich das, wonach mich gerade verlangt, wirklich oder ist es nur eine momentane Laune? Wie werde ich in einem Jahr darüber denken?

 

Den Kampf beenden
Beende den Kampf: Ein interessanter Aspekt des heute vorherrschenden lebensfeindlichen Paradigmas ist es, das ganze Leben als einen einzigen Kampf anzusehen und zu erfahren: Die berufliche Karriere, der Konkurrenzkampf, die Wirtschaft, Werbung, der Verkehr – überall scheint der Grundgedanke des Kämpfens vorzuherrschen. Ein alter Spruch sagt: „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“ Beziehe dies nicht lediglich auf die klassische Form des Krieges mit Kanonen und Bomben, sondern auch auf die subtileren Formen im täglichen Leben. Lasse den Kampf und das Kämpfen-Müssen los. Keine Pflanze kann in einem Umfeld des Kampfes, des Krieges gedeihen, auch nicht der Mensch.

 

Ans Ganze denken
Lasse, was du tust, stets gut für alle sein: Strebe in allem danach, nicht dein Ego und deine Gier zu befriedigen, sondern dich harmonisch in das Ganze einzufügen. Wenn das, was du tust, gut für alle ist, ist es auch gut für dich, auf jeder Ebene – auf der materiellen und der spirituellen!

 

Du brauchst keine Ferien, um all dies zu leben. Du musst nicht warten bis zum nächsten Yoga-Abend, um damit zu beginnen. Lausche deiner inneren Stimme, wo auch immer du bist, was auch immer du gerade tust. Lebe von innen her dieses Paradigma des Lebens, der Natur, des Lichts und der Liebe – dann wirst du wirklich Mensch sein, so wie er gemeint ist, dann wird die Pflanze gedeihen und erblühen! 


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