Yoga & Leistungssport - eine perfekte Verbindung

von Alois Leitenbauer


US-Basketball-Superstar LeBron James (2,06 m groß, 113 kg schwer) setzt auf Yoga zur Leistungssteigerung. Ebenso Novak Djokovic, der bis dato beste Tennisspieler aller Zeiten. Von der deutschen Fußballnational-Elf ist das Yoga-Nahverhältnis ohnehin bekannt. Das sind nur ein paar Beispiele aus dem Spitzensport. Aber profitiert nur eine elitäre Riege von Ausnahmeathleten im Sport von Yoga - oder kann Yoga auch den Sportverein und die Hobbysportler in deiner Umgebung beflügeln?


Mitgefühl für den Gegner ist wohl nicht die Yoga-Antriebsfeder von „King James“, wie der US-Basketballstar respektvoll genannt wird. Sein Ansatz ist ganz pragmatisch: „Ohne Yoga könnte ich nicht auf diesem Level Basketball spielen“, erklärte er im Interview. Ähnliche Aussagen hört man immer öfter in der ständig wachsenden Gruppe von Yoginis und Yogis im Leistungssport. Aussagen, die auch jeden lokalen Sportverein und alle Freizeitsportler hellhörig machen sollten.


Versuche, Yoga und Sport zu verbinden, gibt es viele. Langfristige Kooperationen sind  jedoch rar, wie ich immer wieder in Gesprächen feststelle. Die Sache scheint eben einfach, aber nicht leicht. Deshalb ein paar ...

 

 

Tipps aus der Praxis

  • Kontaktiere Sportler oder Vereine in deiner Umgebung. Biete ihnen eine unverbindliche, kostenlose Schnupper-Yogaeinheit an, um den neuen Yoginis und Yogis zu zeigen, was sie erwartet. Eine neue Erfahrung wird es jedenfalls, auch für dich.
  • Präzisiere den Nutzen. Alle Sportler wollen wissen, wie sie konkret von deinem Yoga profitieren. Wenn es Regeneration und Entspannung ist: Das allein ist ein Riesen-Thema. Oder Atemtechniken und/oder Meditation. Für mich wirksamer als jedes Mentaltraining, da du direkt dein vegetatives Nervensystem beeinflussen kannst, von dem es immer heißt, dass es nicht zu beeinflussen ist. Selbstverständlich wirst du auch andere Inhalte unterbringen, aber dein Spezialgebiet sollte dein Aushängeschild sein.
  • Präzisiere auch das Ziel jeder Asana. Am Beispiel hinabschauender Hund: Komm in die exakte Position und halte sie einige Atemzüge lang aktiv. Danach lass alle Muskeln los, die nicht unbedingt für dieses Halten nötig sind, ohne dass sich die Position äußerlich verändert. Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört, und das ist gut so. Sportler sollten während der gesamten Einheit gedanklich beschäftigt sein. Mit den Asanas, dem Atem, dem Entspannen, dem Nachspüren - biete ihnen so wenig Möglichkeiten wie möglich, gedanklich abzudriften.
  • Keine spirituelle Überforderung. „Ich habe alles rausgenommen, was befremden könnte“, sagte Patrick Broome in Bezug auf seine Yogatätigkeit beim deutschen Fußballnationalteam. Ich stimme zu. Sportler „fürchten“ sich nahezu, etwa beim Yoga singen zu müssen. Solche und ähnliche Befürchtungen hindern auch viele Hobby-Athleten daran, Yoga zu probieren. Wenn das Vertrauen einmal aufgebaut ist, ergeben sich deine Inhalte ohnehin von selbst.
  • Yoga ist kein besseres Athletik-Training, sondern die perfekte Ergänzung. Ich trainiere die Teilnehmer nicht – auch wenn sie ihren Körper durch Yoga wesentlich leistungsfähiger machen. Der Fokus im Unterricht liegt auf dem ganz gezielten Umgang mit ihrem Körper, der besseren Ansteuerung ihrer Muskulatur, der intermuskulären Koordination. Diese neue Kontrolle über ihren Körper können sie in ihrem Sport-Training und im Wettkampf umsetzen.
  • Die Intensität des Yogaunterrichts ist mit dem Cheftrainer, dem Athletiktrainer oder, falls kein Trainer vorhanden, dem Trainings- und Wettkampfplan abzustimmen. Abhängig davon werden die Einheiten locker und regenerativ oder eventuell intensiver gestaltet.
  • Ebenso wichtig: Festlegen, nach dem Yoga keine Trainingsinhalte mehr draufzuladen, wenn man vom Yoga voll profitieren möchte. Auch kein „lockeres Auslaufen“ oder „nur Dehnen“.
  • Sportler sind ehrgeizig motiviert. Es ist quasi selbstverständlich, besonders bei leichten Asanas wie Cat/Cow, den  maximalen Bewegungsumfang auszuschöpfen, immer 100 Prozent zu geben. Ich kann aber unmöglich Lockerheit durch Verkrampfung schaffen. Im Zen-Buddhismus heißt es: „70 Prozent ist Perfektion“. Ich habe das leicht abgewandelt und empfehle je nach Situation 70, 80 oder 90 Prozent. 100 Prozent nur punktuell. 
  • Niemand "kann" eine Asana. Ich sehe immer wieder, dass Sportler meinen, mit der schulmäßigen Ausführung einer Asana ist der Job erledigt. Am Beispiel Krieger 3: Sind die Arme, das hintere Bein und der Oberkörper parallel zum Boden ausgerichtet, kann ich aufhören. Aber im Yoga gibt es bekanntlich keine Perfektion, es gibt nur Fortschritt. Wenn also der Körper so ausgerichtet ist, beginnt die Detailarbeit. Also wie gestreckt sind meine Finger, meine Zehen, wie entspannt ist mein Gesichtsausdruck, mein Atem? Sind alle Muskel, die nicht direkt mit der Asana zusammenhängen entspannt?
  • Nütze die Gelegenheit von einfachen und/oder oft wiederholten Asanas. Sie sind perfekt zum Trainieren der Konzentration. Es gilt, den „Anfängergeist“ zu schulen. Im Buddhismus heißt es: Du steigst nie zwei Mal in denselben Fluss. Ich habe bemerkt: Du läufst auch nicht zwei Mal durch denselben Wald. Und du machst nie zwei Mal dieselbe Bewegung im Sonnengruß, wenn du richtig konzentriert bist.
  • Zwischen 10 und 20 Prozent der Sportler, die zum ersten Mal zu mir zum Yoga kommen, haben die Bauchatmung in Ruheposition nicht „installiert“. Ohne Bauchatmung gibt es aber auch keine natürliche volle Yogaatmung unter Belastung. Hier sollte man sich also alle Zeit der Welt nehmen, um diese Basis zu schaffen, bevor man mit Pranayama loslegt.
  • Zelebriere Savasana. Wie heißt es so schön: „Savasana ist der wichtigste Teil der Yogaeinheit. Hier nimmt dein Körper alle vorher geübten Asanas auf, wie ein trockener Boden den Regen.“ Die Schlussentspannung hilft besonders Sportlern dabei, ihren Körper besser zu spüren. „Ich habe erst jetzt gemerkt, wie müde mein Körper nach dem Training der letzten Wochen ist“, meinte kürzlich ein Nachwuchsathlet. Ähnliche Aussagen höre ich oft. Savasana wird im Sport als Sahnehäubchen jeder Yogaeinheit gesehen -  und jedes Mal aufs Neue genossen.

In letzter Zeit höre ich übrigens immer wieder, dass Athletiktrainer die Yoga-Schlussentspannung ins Training aufnehmen. Schön und gut. Dass auch andere Yogainhalte immer öfter ins Athletiktraining integriert werden, sehe ich jedoch kritisch. Der Yogaunterricht sollte natürlich auch im Sport ausnahmslos durch motivierte, gut ausgebildete Yogalehrerinnen und Yogalehrer stattfinden. Das Interesse an Yoga im Sport ist groß, quasi ein Schatz, der gehoben werden will. Deshalb mein Schlusstipp: Einfach Mal probieren – könnte ja gut werden!


Der Autor

Alois Leitenbauer ist sportwissenschaftlicher Berater, zertifizierter Yogalehrer (YAA 500), zertifizierter Meditationslehrer, zertifizierter Gesundheitsyogalehrer und zertifizierter Nuad-Practitioner …

…außerdem staatlich geprüfter Trainer für Athletik, Fitness & Koordination, staatlich geprüfter Instruktor Fitsport und staatlich geprüfter Tennislehrer.

 

www.leitenbauer.eu


Weiterbildungshinweis

Die Yoga-Akademie Austria plant eine Yogalehrer-Weiterbildung mit Alois zum Thema "Yoga für Leistungssportler". Diese Weiterbildung dauert einen Tag und gibt dir die nötigen Werkzeuge, um erfolgreich mit Sportlern zu arbeiten. Wenn du Yogalehrer/in bist und Interesse an dieser Weiterbildung hast, bitte melden - der Eintrag auf die Vormerk-Liste ist unverbindlich und erleichtert uns die regionale Planung.

 

Dein Kontakt:

>> Vormerk-Liste: Corinna Strodl, planung@yogaakademie-austria.com

>> Weiterbildungsinhalte: Alois Leitenbauer, info@leitenbauer.eu

 

 



Gefällt dir dieser Text? Teile ihn auf Facebook oder versende einen Link per E-Mail!