Jung bleiben mit Yoga - Teil 5

Es gibt eine große Anzahl von Faktoren, die den Alterungsprozess positiv oder negativ beeinflussen können. Zu den besonders wirksamen Faktoren gehört die Ernährung. In der 31. Ausgabe der YogaVision haben wir uns mit den qualitativen Faktoren (was soll ich essen?) befasst, im folgenden Beitrag geht es um die Quantität, um die Frage des Fastens, des intermittierenden Fastens und allgemein der Nahrungsmittelmenge.

„Wir leben nicht, um zu essen, sondern wir essen, um zu leben.“
Swami Sivananda

 

Wenn wir uns mit Erkenntnissen rund um die Bedeutung der Ernährung befassen, kommen wir kaum an einer Anzahl von Hinweisen vorbei, die zu einer Mäßigung und Reduktion der Nahrungsmittelmenge raten. Zum einen geht es darum, die Menge der aufgenommenen Nahrung allgemein zu reduzieren, zum anderen kreisen weitere höchst interessante Hinweise um Esspausen bzw. intermittierendes Fasten. Und schließlich bedeutet das regelmäßige mehrtägige Fasten für viele Menschen eine Phase der physischen, aber auch psychisch-spirituellen Reinigung, die natürlich auch den Alterungsprozess beeinflusst. Sehen wir uns diese drei Aspekte an:

 

Nahrungsmittelmenge allgemein reduzieren

„Eine gezielte Nahrungseinschränkung gehört zu den am stärksten wirksamen Interventionen, die das Altern bremsen können. Bereits wenige Wochen gezielter Kalorischer Restriktion genügten, um die genetische Ausprägung eine älteren Organismus in die eines jüngeren zu verändern.
Die Ergebnisse aller durchgeführten Studien waren eindeutig: Die Einschränkung der Nahrungsmenge reduziert praktisch alle degenerativen Alterungsprozesse und führt zu einer erheblichen Verlängerung nicht nur der durchschnittlichen, sondern auch der maximalen Lebensspanne um bis zu 50 %!"
Rüdiger Schmitt-Homm / Simone Homm „Anti-Aging und Prävention“

Bereits in den 1930er-Jahren (und vielerorts noch viel früher) gab es die Erkenntnis: „Weniger essen heißt länger leben.“ Tierversuche haben gezeigt, dass 30% weniger Nahrung zu 50% verlängerter Lebensdauer führt. In der Umsetzung dieser Erkenntnis wird es jedoch ratsam, das eigene Eßverhalten nicht radikal und vom einen Tag auf den anderen umzustellen, sondern sich bei der Reduktion von der inneren Stimme leiten zu lassen und sich vor allem einen ausreichenden Zeitraum von durchaus einigen Wochen oder Monaten zu gönnen. Kalorische Restriktion soll kein Martyrium, keine Selbstkasteiung sein, sondern ein achtsamer Umgang mit der Ernährung, etwa in der Form des Hara hachi bun me:


Hara hachi bun me ist eine konfuzianische Anweisung, nur so viel zu essen, bis der Magen zu 80 % gefüllt ist. Sie wurde bis in die jüngste Zeit insbesondere auf den japanischen Okinawa-Inseln befolgt mit dem Ergebnis, dass dort besonders viele über 100 Jahre alte Menschen leben. (Quelle: Wikipedia)


Auch die klassischen Yoga-Schriften lehren, ein Drittel des Magens „für die Verdauungssäfte“ freizulassen, und eine andere Aussage lautet: „Du lebst von der Hälfte deiner Nahrung, von der anderen Hälfte lebt dein Arzt!“

Fasten und intermittierendes Fasten

Dass mehrtägige Fastenperioden einen überaus heilsamen Einfluss auf alle Ebenen der Gesundheit und Spiritualität haben, ist seit langem bekannt. Eine relativ junge Erkenntnis ist jedoch, dass auch regelmäßige kürzere Phasen des Nichtessens sehr positive Wirkungen zeigen. So wird das intermittierende Fasten nach der Formel 8/16 als tägliche Praxis empfohlen: Hier nimmt man während 8 Stunden, zum Beispiel zwischen 10 und 18 Uhr, seine täglichen 2 oder 3 Mahlzeiten zu sich, um während der restlichen Zeit, also zwischen 18 Uhr und 10 Uhr am nächsten Tag ein „Mini-Fasten“ durchzuführen. Hier sind mehrere Varianten möglich, besonders zu empfehlen ist das sogenannte „Dinner Cancelling“, bei dem man nach dem Mittagessen nichts mehr zu sich nimmt. Früher sagten die Chinesen: „Frühstücke wie ein Kaiser, iss zu Mittag wie ein Bürger und das Abendessen schenke deinen Feinden!“
Über das mehrtägige Fasten haben wir einen separaten Artikel publiziert, siehe HIER.

 

Autophagie

Ein in diesem Zusammenhang bedeutsamer Begriff ist der der Autophagie: Dies ist eine Art Recycling-Prozess der menschlichen Zelle, bei dem der Körper nicht benötigte und krankhafte Zellbestandteile abbaut und sie anderweitig verwertet. Wörtlich übersetzt bedeutet Autophagie Selbstverdauung.
Autophagie ist im Grunde eine Strategie des Körpers, um das Überleben der Zellen zu sichern, und wird bei bestimmten Stress-Situationen, zum Beispiel bei Nährstoffmangel, aktiviert.

 

Der „Recyclingprozess“ beginnt ca 14 Std nach der letzten Nahrungsaufnahme und erreicht das Maximum seiner Intensität und Wirksamkeit nach 72 Stunden. Damit verstärkt sich die reinigende und damit verjüngende Wirkung des Fastens bei längerer Dauer bis zu 3 Tagen ständig weiter.

 

Was du tun kannst

Je nach gewünschter Intensität / Wirkung kannst du eine der folgenden Optionen oder eine Kombination der Optionen wählen und ausprobieren: Wie fühlst du dich danach körperlich, geistig und seelisch? Welche Form fühlt sich für dich, für dein Empfinden stimmig an? Denke bei einer möglichen Ernährungsumstellung eher langfristig und suche nach dauerhaft machbaren Lösungen, statt radikale kurzfristige Veränderungen anzustreben. Verändere deine Ernährung nur allmählich und schrittweise, um unangenehme Reaktionen deines Verdauungssystems zu vermeiden. Hier also drei Optionen:

  1. Täglich intermittierend fasten 8/16, bzw. Dinner Cancelling
  2. 1 Tag je Woche fasten (in Indien gibt es den „Ekadashi“ – der 11. Tag nach Neu- und nach Vollmond, der als besonders geeignet für spirituelle und reinigende Praxis gilt und verbreitet als Fasttag genutzt wird. Nach dem Ekadashi-Konzept fastest du also 2 Tage im Monat)
  3. 1 Woche je Halbjahr fasten.

Ich wünsche dir viel Freude, Gesundheit und jugendliche Kraft auf deinem Weg!

 

Autor

Arjuna P. Nathschläger, M.Y.
Leitung Yoga-Akademie Austria


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