Online Yoga-Stunden

Wie ich mein Online Yoga Stunden Angebot in 4 simplen Schritten erstellt habe

von Anja Eva Keller

Das vergangene Jahr war… nun ja, zumindest turbulent.
Lockdown, Erleichterungen, Geschäfte geschlossen, Yoga Studios wieder geöffnet… Wir haben heiss-kalte Zeiten hinter - und wie ich glaube - noch eine ganze Weile vor uns.
Nicht einfach, in diesen Zeiten erfolgreich als Yogalehrer/in tätig zu sein.

Nachdem Präsenz-Yoga-Unterricht fast auf der ganzen Welt und zumindest streckenweise unmöglich geworden ist, haben viele Yoga Studios begonnen, auf Online Yoga Stunden umzustellen. Und viele YogaLehrenden sind gestrandet. Auch ich habe im Herbst 2020 meine Yoga Stunden ins Netz verlegt - wie ich gestehe - nach langem Ringen mit mir selbst.
Denn ich hatte Zweifel. Das funktioniert sicher nicht, dachte ich bei mir.
Es gibt ja schon so viele Angebote online.
Ich bin zu unbekannt, um da erfolgreich zu sein.
Ich kenn mich gar nicht mit all den technischen Sachen aus.
Lohnt sich das überhaupt? Wahrscheinlich muss ich teure Software kaufen.

Warum es nicht funktioniert / Warum es dennoch funktioniert

1. Es gibt ja schon so viele Angebote online

Ja, aber Du bist einzigartig! Dein Unterricht ist einzigartig, dein Stil, deine Sprache. Es gibt jede Menge Yoga Schüler da draussen, die genau Dein Angebot suchen.

Den grössten Fehler, den Du machen kannst?
Versuche nicht, Stunden für jeden, der Lust hat, mitzumachen anzubieten. Das funktioniert nicht. Du musst eine Zielgruppe definieren und ansprechen. Du bist Snowboarder/in und Yoga Lehrer/in? Warum nicht ‚Yoga für die Piste’? Du bist gerade selbst Mama geworden? ‚Yoga mit Baby’ kann eine vordefinierte Zielgruppe ansprechen. Ich habe gerade „ReiterYoga“ gelauncht. Mach Dich zu einem Experten in deinem Bereich!

2. Ich bin zu unbekannt, um da erfolgreich zu sein

Vielleicht, aber was spricht dagegen, Dich bekannt zu machen? Halte nicht hinter dem Berg, sondern erzähle von Dir. Lass Deine Freunde, Bekannte, Kollegen, Familie, wissen was Du vorhast. Ich habe zufällig meiner (sehr unsportlichen) Cousine in Deutschland beiläufig von meinem Angebot erzählt - und dadurch zwei neue Yoga Schüler gefunden.

Natürlich ist auch Social Media ein Weg, auf deine Online Yoga Stunden aufmerksam zu machen. Allerdings halte ich das für weniger erfolgreich, es sei denn, Du willst in Richtung ‚Influencer’.
Social Media Kanäle sind für mich sogenannte ‚Abhol-Kanäle’. Deine Follower müssen sich aktiv einloggen und durch jede Menge Posts durchscrollen. Wie oft glaubst Du, schaut sich ein Follower Dein Profil auf deinem Social Media Kanal (egal welchem) tatsächlich an? Follower müssen sich also die gewünschte Information ‚abholen’.

Ich halte Email-Marketing für den besseren Weg. (Weiter unten erkläre ich, welche kostenlosen Tools ich für meinen Newsletter verwende.) Nein, und ich glaube überhaupt nicht, dass Email-Marketing tot ist. Im Gegenteil. Email ist ein „Bring-Kanal“, d.h. Du kannst Deine Info direkt in die In-Box des Empfängers schicken. Du ‚bringst’ es quasi frei Haus. Email Adressen von potentiellen Kursteilnehmern zu sammeln und nutzen, ist eine kluge Strategie, um Deine Community regelmässig zu erreichen.

Und natürlich Mundpropaganda und Netzwerken. Tu Dich mit anderen zusammen, die auf Deiner Wellenlänge sind.

3. Ich kenn mich gar nicht mit all den technischen Sachen aus

Zugegeben, man muss sich da ein kleines bisschen reinfuchsen. Aber das ist alles machbar, denn es gibt super einfache Tools, die dich dabei unterstützen. Du musst kein ITler oder Programmierer sein. Einfache Kenntnisse, wie Du sie auch zum Bedienen eines Smartphones brauchst, reichen total aus. Mehr zu den Tools weiter unten.

4. Lohnt sich das überhaupt? Wahrscheinlich muss ich teure Software kaufen

Ich habe keine teure Software kaufen müssen, und erst einmal gar nichts investiert. Weiter unten nenne ich die Tools, die ich für meine Online Yoga Stunden nutze, die meisten davon sind kostenlos.

Gib Deinen Zweifeln nicht nach!

Studio vs Online: Was spricht für Online Yoga Unterricht?

1. Kosten und Preis
ich kann meine Online Yoga Stunden günstiger anbieten als meine Präsenz Stunden. Ob man eigene Räume hat oder in anderen Studios unterrichtet, meist geht dies mit Kosten für eine Raummiete einher. Nicht so bei meinem Online Angebot, das ich von zu Hause (und im Sommer aus der Natur) anbieten kann. Ausserdem muss ich keine Matten und Props zu Verfügung stellen und habe keinen Anfahrtsweg. Auch das spart Zeit und Geld.


2. Grösserer Einzugsbereich
Zu meinen deutschsprachigen Stunden kommen meine Studenten aus allen Teilen Österreichs und Deutschlands. Räumliche Entfernungen spielen, anders als bei Präsenz Angeboten, keine Rolle.


3. Sicherheit und Kompetenz
Ich bitte meine Studenten, ihre Kameras anzulassen. Manche tun dies, manche nicht. Diejenigen, die ich auf dem Bildschirm verfolgen kann, kann ich mit zusätzlichen Anleitungen unterstützen. Auch wenn ich nicht hands-on korrigieren kann (was bei den geltenden Abstandsregeln ja auch im Studio nicht mehr möglich ist), kann ich in meinen Online Stunden kompetente und sichere Anleitungen geben. Dennoch verzichte ich auf bestimmte Asanas in meinen Online Stunden, aber das ist vielleicht Inhalt eines anderen Artikels.


4. Aufzeichnung

Ich kann meine Stunden aufzeichnen und diese Videos an meine Schüler verschicken. Ich kann mich nachträglich auch selbst anschauen, und lerne viel über meinen Unterrichts-Stil, was ich verbessern kann, was ich meinem Unterricht hinzufügen möchte oder weglassen sollte.


5. Schutz

In Zeiten von Corona schätzen viele Teilnehmer, dass sie komplett ansteckungsfrei Yoga mit einem Yogalehrer oder einer Yogalehrerin praktizieren können. Ich glaube, das wird sich auch in Zukunft weiter etablieren. Ich denke, dass ich künftig Hybrid Stunden anbieten werde, mit IRL („im richtigen Leben“) Schülern im Studio und gleichzeitiger Übertragung online.


6. Persönlicher Unterricht

Im Gegensatz zu unpersönlichen Videos, die es ja zuhauf auf sogenannten Yoga Apps gibt, sehnen sich viele Yoga Praktizierenden nach einem ‚echten’ Lehrer, anderen Mitstreitern, und der Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Welche Tools ich für meinen Online Yoga Stunden benutze

Verwaltungstool Ubindi
Meinen Aha-Moment hatte ich, als ich in einem Podcast von der Plattform Ubindi gehört habe. (Ubindi ist von den Machern von YogaTrail, eine weltweite YogaPlattform, auf der man Studios, Yogalehrer/innen und Yoga Stunden geografisch findet.)
Ich benutze derzeit noch die kostenlose Version von Ubindi, mit der ich sehr zufrieden bin und die mir noch völlig ausreicht. Sobald mein Online Yoga Business weiter gewachsen ist, werde ich auf eine kostenpflichtige Version upgraden (ca 10 Euro im Monat), die noch mehr Eigenschaften bietet. Bei Ubindi erstelle ich meine online und offline Stunden, mit allen Details wie Uhrzeit, Austragungsort, Beschreibung etc. Ich kann entscheiden, ob meine Teilnehmer vorab zahlen oder sich lediglich registrieren müssen. Ubindi kann auch Zahlungen abwickeln (ich kann selbst eigene Einzelstunden, Pakete wie 10er Karten oder auch Monatsmitgliedschaften erstellen). Ausserdem schätze ich den persönlichen, prompten und sehr freundlichen Support, sogar für die kostenlose Version! Ohne Ubindi hätte ich nie mit meinen Online Yoga Stunden begonnen. Es ist idiotensicher!

Als Alternative zu Ubindi fällt mir OfferingTree ein.

Was kann Ubindi nicht? Ubindi bringt Dir keine neuen Teilnehmer. Ubindi ist ein Verwaltungs-, und kein Marketingtool.

Zoom
Ich benutze Zoom für meine Online Stunden. Als Austragungsort meiner Online Yoga Stunden hinterlege ich bei Ubindi den Link für Zoom, und so bekommt jeder Teilnehmer nach Zahlung und Anmeldung der Stunde bei Ubindi einen Link per Email, mit dem er automatisch in meiner Zoom Stunde landet. Ich habe mir einen Zoom Pro Plan für ca 140 Euro pro Jahr gegönnt, allerdings nicht wegen meiner Yoga Stunden, sondern bereits davor, aus anderen Gründen. Kommt mir aber für meine Online Yoga Stunden zu Gute. Zoom gibt es auch in einer kostenlosen Version.

Alternativen zu Zoom könnten sein: Webinarjam, Microsoft Teams, Skype oder Go To Meeting.

Email-Marketing: Mailchimp
Ubindi bietet auch Mailversand. Ich kann einzelne Schüler anschreiben, oder alle, oder nur diejenigen, die ich mit selbstgewählten Tags markiert habe (zB. ‚junge Mamis’, oder ‚englischsprachige Teilnehmer’, etc).
Allerdings finde ich die Möglichkeiten bei Ubindi Mail etwas limitiert, daher verwende ich Mailchimp zur Versendung meines Newsletters. Mailchimp ist ebenfalls kostenlos in der Basis-Version, und ich benutze dieses Newsletter Tool bereits seit Jahren sehr erfolgreich in Verbindung mit meiner Website.
Zu Beginn deines Online Yoga Businesses reicht aber auch die Mail Funktion von Ubindi völlig aus!

Website
Eine eigene Website ist nicht das Allererste, was Du brauchst, um Deine Yoga Stunden online anbieten zu können. Ich habe meine Seite www.talkwellness.at bereits seit einigen Jahren. Diese wird von all-inkl.com verwaltet, was mich etwa 50 bis 60 Euro im Jahr kostet. Darauf habe ich kostenlos WordPress installiert.


Auf meiner Website habe ich eine Rubrik ‚Yoga’. Dort veröffentliche ich Artikel (in Deutsch und Englisch) zu Yoga Themen, von denen ich weiss, dass sie meine Yoga Schüler/innen interessieren. Ausserdem kann ich auf meiner „About Me“ Seite ein bisschen über mich erzählen, und Besucher meiner Seite können direkt über ein Kontaktformular mit mir kommunizieren. Es gibt auch eine Newsletter-Anmeldung (eben mit Mailchimp verknüpft).
Auf OfferingTree (s.o.) als Alternative kannst Du ebenfalls ziemlich unkompliziert eine Website erstellen.

Disclaimer und Impressum
Einen Disclaimer halte ich für sinnvoll! Zum Glück bietet Ubindi dies automatisch an. Wenn Du Dich bei mir auf Ubindi für meine Stunden registrierst, musst du meinem Disclaimer zustimmen.
Da ich eine Website habe, habe ich auch eine Impressum Seite.

Versicherung
Ich habe eine Berufs-Haftpflichtversicherung als Yoga Lehrerin abgeschlossen, die mich ca 60 Euro im Jahr kostet. Das halte ich für wichtig, egal ob man online oder offline unterrichtet.
Dies ist der Link zum Versicherungsangebot der Yoga Akademie Austria.

 

Welche technische Ausrüstung ich als Online Yoga Lehrer/in brauche

Gar keine. Ehrlich.
Ich benutze mein iPhone (8er Version, also nicht super neu!) oder MacBook (mittlerweile auch schon gute 10 Jahre alt) und die jeweils eingebaute Kamera. Funktioniert beides gleich gut.
Ohne Mikrofon, ohne zusätzliche Kamera, ohne besondere Lichtquelle.
Das einzige, was ich tun muss, ist ein Ladekabel griffbereit zu haben, um meine beiden ‚Seniorengeräte’ bei Laune zu halten.
Meine nächste Anschaffung wird ein Mikrofon bzw. AirPods sein, weil ich glaube, dass es so bequemer für mich sein wird. Allerdings hat sich bisher noch niemand über schlechte Audioqualität während meiner Online Yoga Stunden beschwert.

Ich empfehle einen bestimmten und festen Ort, von dem aus Du unterrichtest. Ich habe mir im Gästezimmer eine Ecke eingerichtet, von wo aus ich lediglich meine Online Stunden unterrichte. Mein „Büro“ im übertragenen Sinne. Für meine eigene Yoga Praxis habe ich ein anderes Fleckchen. Für mich persönlich ist es wichtig, diese Einheiten auch räumlich voneinander zu trennen.

 

Meine Erfahrung mit Reaktionen von Teilnehmern

Ich habe alles erlebt.

Es gibt die Zweifler.
Eine treue und regelmässige Studio-Teilnehmerin hat mir seit Corona die Folgschaft gekündigt. „I bin ka Zoomerin, I woat lieba wieda auf deine Studio Stunden“.
Manche haben auch einfach Hemmungen, weil sie noch nie Online Yoga probiert haben.
Oder weil sie eben genau die gleichen Vorbehalte gegen die Technik haben…

Ich biete kostenlose Probestunden an. Erkläre geduldig, wie einfach es ist, mit dem Klick auf einen Link an einer meiner Stunden teilzunehmen.
Und damit ist es mir gelungen, so manchen zu überzeugen.

Manche Yoga Teilnehmer finden die Online Angebote viel besser als Studioangebote. Von zu Hause teilnehmen bedeutet:  sie müssen sich nicht anziehen, Matte/Blocks/Decken und Kissen ins Studio schleppen, keinen Parkplatz oder Babysitter suchen oder im Stau stehen. Vielen Anfängern ist das eher ‚anonyme’ Ambiete angenehm. Schliesslich kann man sich prima verstecken in dem man seine eigene Kamera als Teilnehmer einfach ausschaltet. Keiner schaut komisch. Niemand muss sich als steifer Anfänger outen.
Diese Erfahrung mache ich besonders mit meinen Yin Yoga Studen. Yin Yoga zu Hause zu praktizieren, in einem gemütlichen Umfeld, in dem man sich sicher und geborgen fühlt, bietet eben noch ein bischen Extra an Wohlfühlfaktor. Und man kann sein Savasana ausdehnen, solange man mag…. Herrlich!

 

Zusammengefasst

Hier nochmal in Kurzfassung die 4 simplen Schritte, mit denen ich meine Yoga Stunden online gebracht habe:

  1. Ich habe mich auf Ubindi eingerichtet (Profil anlegen, Yoga Stunden anlegen, Zahlungsmöglichkeit aktivieren), (0 Euro)
  2. Ich habe einen Austragungsort erstellt (mein persönlicher Meeting Raum auf Zoom), (kostet mich 140 Euro pro Jahr, geht aber auch erst mal kostenlos um 0 Euro)
  3. Ich habe jedem von meinem Angebot erzählt und einen Email-Newsletter verschickt (0 Euro)
  4. Und dann hab ich mir mein iPhone und meine YogaMatte geschnappt und losgelegt (0 Euro)

 

Noch Fragen?

Kein Problem. Schreib mir einfach an anja@talkwellness.at. Oder schau dir gerne einmal meinen Stundenplan an.
Ich freue mich auf Dich!

Namaste
Anja

Autorin

Anja Eva Keller

Anja Eva Keller

www.talkwellness.at