Arjuna - ein Leben mit Yoga

Dies ist die Geschichte eines Angestellten, der Montag bis Freitag seine Arbeitskraft gegen Bezahlung ablieferte, und der nach der Begegnung mit Yoga zu einem Menschen wurde, der den Sinn seines Lebens klar erkannt und seit zwanzig Jahren zu seinem Beruf gemacht hat.
Mein „bürgerlicher“ Name ist Paul Nathschläger; ich arbeitete als Planungsangestellter in einem großen Elektronikkonzern, hatte 24 Jahre lang eine „sichere Stelle“, doch wurde diese Tätigkeit in der Zeit nach meiner Begegnung mit Yoga mehr und mehr unbefriedigend: Ich war von etwas wirklich Großem berührt worden, und in diesem Licht sah ich keinen Sinn mehr darin, Produktions- und Verkaufszahlen von elektronischen Geräten zu verwalten. Ich wollte eine Tätigkeit, einen Beruf, der etwas für Menschen, der etwas Positives in der Welt bewirkt.

Arjuna Paul Nathschläger mit Harmonium

Die Begegnung mit Yoga

Wenngleich schon frühere spirituelle Impulse da waren, so begann alles eigentlich in 1994: Durch ein Yoga-Buch erhielt ich jenen Impuls, der für mein weiteres Leben von unglaublicher Bedeutung sein sollte. Über die ersten Jahre meiner Yoga-Zeit schrieb ich in meinem ersten Buch „Yoga fürs Leben“:
Es war der 7. Oktober 1994. Ich finde beim Stöbern in einer Buchhandlung ein kleines Buch über Yoga. Noch am selben Tag beginne ich, den Yoga in mich aufzusaugen. Es ist, als öffneten sich die Schleusen einer langen Bereitschaft für dieses Wissen. Wenige Tage später beginne ich mit dem Üben der Asanas und Pranayamas. Ab diesem Zeitpunkt übe ich täglich, bis zum heutigen Tag. Gleichzeitig mit dem Üben begann ich mich mit zahlreichen Büchern in die Yoga-Philosophie einzulesen, studierte täglich stundenlang die geistigen Grundlagen des Yoga.
1996 flog ich zum Sivananda-Yoga-Ashram auf Paradise Island (Bahamas) und kehrte als ausgebildeter Yoga-Lehrer zurück. Die Ausbildung dauerte nur vier Wochen, aber es wurde, wie die Leiterin, Swami Durgananda voraussagte, zu einer der großartigsten Erfahrungen meines Lebens. Gleich einer Initiation begann ich mich für die heilige Wissenschaft des Yoga zu öffnen. Die Lehrerausbildung kann keine langjährige Erfahrung ersetzen, aber sie zündete einen Funken, der bis zum heutigen Tag angehalten hat. Ich wurde in mein Mantra eingeweiht und erhielt meinen spirituellen Namen, Arjuna.
Nach einigen Weiterbildungsseminaren fuhr ich 1998 zum „Advanced Teacher Training Course“ ins Sivananda Yoga Hauptquartier in Kanada. Aufstehen um 4.30 Uhr, um 5 Uhr intensive Pranayamas, täglich vier Stunden Asana-Training; dazu Unterrichtstechniken, Anatomie, Vorträge und Studium des Raja Yoga und des Vedanta ... ich fühlte es: Ich war angekommen.“

 

Arjuna Paul Nathschläger - 1998 in Kanada bei einer Weiterbildung

 

Die Begegnung mit Yoga hatte auf zwei Ebenen einschneidende Folgen für mein ganzes Leben, auf der persönlich-spirituellen und auf der beruflichen Ebene:  

 

Sadhana, der spirituelle Weg

Seit jenem Oktober 1994 erfahre ich täglich aufs Neue die unglaublichen Wirkungen des Yoga: Zum einen ist die tägliche Übungspraxis eine „Energietankstelle“, zum anderen entstehen daraus immer wieder tiefer Frieden, Stille und Klarheit – eine „Yoga-Medizin“ ohne problematischen Nebenwirkungen!
Doch findet der Yoga-Weg nicht nur auf der Übungsmatte statt, und so spielen Elemente und Qualitäten wie Loslassen, Achtsamkeit, Hingabe, Dankbarkeit und Mitgefühl zunehmend eine Rolle im Sadhana und verbinden die Übungspraxis mit dem täglichen Leben.
Im Juni 1997 eröffnete sich mir nach einem Yoga-Retreat in voller Kraft die Bedeutung des persönlichen Yoga-Weges, des Sadhana; damals schrieb ich in meine persönlichen Aufzeichnungen: „Yoga-Sadhana ist wie eine Sonne, die aufgeht, wie ein neues Leben.“ Zu diesem Zeitpunkt öffnete sich mir ein Tor zu einer neuen Weise zu leben: Ich sah ein inneres Bild von Gesundheit und Kraft durch Hatha Yoga, von Gelassenheit und innerem Frieden durch Meditation und Loslassen und Verbundenheit mit dem göttlichen Licht. Ich erfuhr etwas, das bereits in mir vorhanden war, das nur noch wachgerufen werden musste. Übungstechniken und innere geistigen Qualitäten verbanden sich zu einem neuen Leben.

 

Am 19.4.1998 hatte ich eine intensive Licht- und Gotteserfahrung, eine aus dem Inneren quellende unglaubliche Freude, wie ich es bisher nie auch nur annähernd erleben durfte: „Wie ein Orkan packt mich intensivste Freude. Tränen der Freude. Licht, so viel Licht. Meine Zellen glühen. Erschüttert, wortlos, gedankenlos, lasse die Freude hereinschäumen wie ein reißender Wildbach.“ (Auszug aus meinen Aufzeichnungen). Diese Erfahrung und ähnliche seither zeigen mir noch heute: So fühlt sich das göttliche Licht an - das ist es, was wir in und durch Yoga suchen.

 

Arjuna - Meditation in Südtirol

 

25 Jahre sind eine lange Zeit - was hat sich verändert seit meiner Begegnung mit Yoga? Am stärksten spürbar war für mich das Gefühl, durch das Yoga-Wissen und die Yoga-Praxis ein Instrument zur Verfügung zu haben, das mir im Leben Klarheit, Orientierung und Sinn gibt, ein umfassendes Lebenskonzept, das, wie ich es schon vor zwanzig Jahren erahnte, „alle Fragen des menschlichen Lebens beantwortet“: Ich weiß, wozu ich hier bin, erkenne die Zusammenhänge zwischen Denken, Energie, Gesundheit und Krankheit, Freude und Leid.
Rückblickend sehe ich, dass tief eingeprägte Muster wie Ängste, Vorlieben, Reaktionsmuster, Gewohnheiten usw. weitgehend gleichgeblieben sind; was sich allerdings stark verändert hat, ist, dass ich diese Muster als solche erkennen und beobachten kann, von ihnen nicht mehr ergriffen, besessen, sondern zunehmend zum Zeugen werde; damit entstehen mehr innere Freiheit und Gelassenheit.
Und natürlich kam es durch die regelmäßige Asana- und Pranayama-Praxis, gemeinsam mit der seit 1994 vegetarischen Ernährung, zu einer wesentlich verbesserten Gesundheit – wenn ich auch wiederholt feststellen konnte, dass Loslassen und Gelassenheit auf die Gesundheit einen mindestens ebenso großen positiven Einfluss haben wie die Asana-Praxis oder die Ernährung, denn zu Krankheiten kam es in den letzten 25 Jahren nur mehr bei ausgeprägten Stress-Situationen.
Yoga und Bewusstheit wurzelten mit jedem Jahr tiefer: die Änderungen, die stattfinden, sind allmählich, sind mehr ein Vertiefen als ein Fortschreiten oder Weiterkommen. Es entwickelten sich unter anderem vermehrtes Mitgefühl für Menschen und Tiere, eine tiefe Sehnsucht nach Gott sowie ein Bestreben, in allen Lebensbereichen Lösungen zu finden, die gleichermaßen „gut für alle“ sind.
Das Licht und die Kraft, die ich erfahren habe, die Freude und die Begeisterung für diesen Weg, der mein Leben vollkommen transformiert hat - das sind Energien, die weiter fließen wollen zu anderen Menschen. Damit wurde meine „Leidenschaft“ zum Beruf.

 

Von der Leidenschaft zum Beruf

Es war 1998, als die Grundgedanken des Berufswechsels gelegt wurden. In meiner Tätigkeit als Logistik-Angestellter war ich immer weniger erfüllt und motiviert, und in mir keimte bereits eine Vision: Mein ganzes Leben einschließlich Beruf sollte dem Erschließen, der Praxis und dem Weitergeben des Yoga gewidmet sein. Rückblickend bin ich zutiefst dankbar für diese Vision und die Kraft, sie in die Tat umzusetzen – es hat sich in diesen über zwanzig Jahren an der Grund-idee nichts geändert, und aus dem anfänglichen Einzelunternehmen ist inzwischen ein großes Yoga-Institut geworden, das bereits sehr viel bewirken konnte - die Yoga-Akademie Austria.
Nach 24 Jahren als Angestellter begann ich jetzt, „mein Ding“ zu machen: Ich kündigte und machte mich als Yogalehrer selbstständig. Das war Beginn 2000. Die „Yoga-Schule Arjuna“ war vom Angang an ein Erfolg. Ich war der erste Yogalehrer, der Vollzeit und systematisch Yoga-Kurse in verschiedenen Gemeinden im Bezirk Hartberg (Oststeiermark) anbot und in diesen Jahren unterrichtete ich bis zu 15 Kurse je Woche. In dieser Zeit durfte ich vieles vom Handwerkszeug des Selbstständigen „on the job“ lernen und üben: Gestaltung des Angebots, Werbung, Planung, Buchhaltung und Organisation. Schon im dritten Jahr als Yogalehrer ergab sich eine Erweiterung meiner Tätigkeit: Ich begann, Yogalehrer auszubilden, und diesem Tätigkeitsfeld bin ich seither treu geblieben, wenn auch weitere Bereiche hinzu kamen.
Neben der Unterrichts- und Ausbildungstätigkeit begann ich ab 2004, mein Wissen, meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu ordnen, zu strukturieren und in Büchern zu beschreiben. Nach meinem ersten Buch „Yoga im Alltag“, das über fünf Jahre ständig verbessert und schließlich in „Yoga fürs Leben“ umbe-nannt wurde, folgten weitere: Die „Spirituelle Schatzkiste“ erzählte Weisheitsgeschichten, „Yoga und Gesundheit“ untersucht die Wirksamkeit des Yoga für die Gesundheit, „Ganzheitlicher Yoga“ vertieft die Yoga-Philosophie und wird in Yogalehrer-Ausbildungen als Grundlagenwerk der Philosophie eingesetzt, das „Handbuch Meditation“ beschreibt Theorie und Praxis der Meditation und „Yoga des Klanges“ begleitet den Yoga-Übenden bei Kirtan-Singen und bei der Mantra-Rezitation. 2017 folgte dann mein bisher letztes Buch „Erfolgreich Selbstständig mit Yoga“ mit einer Sammlung von Informationen und Erkenntnissen aus meiner Selbstständigentätigkeit. Und schließlich gebe ich seit 2008 eine halbjährlich erscheinende kostenlose Yoga-Zeitschrift, die YOGAVision, heraus.
Hätte man mir einige Jahre vor meinem Schritt in die Selbstständigkeit vorausgesagt, dass ich demnächst ein erfolgreicher Unternehmer und sogar Leiter eines großen Instituts sein würde, ich hätte mir das nicht vorstellen können. Und doch war es stets in mir, das Planen, Organisieren, Werben, das Einschätzen von Möglichkeiten, das Erstellen eines Businessplans usw. Ja, und es funktionierte!
Allerdings war es dann, als das Unternehmen über die „One-Man-Show“ hinauswuchs, eine gewisse Herausforderung, mit den neuen Aspekten umzugehen und Mitarbeiter anzuleiten – auf einmal fand ich mich in einer „führenden Position“, und darauf war ich nicht vorbereitet, aber auch das kann man lernen, in meinem Fall „on the job“ und auch mit einigen Fehlern, aus denen ich dann lernen durfte. Doch wie es so heißt, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben und die Yoga-Akademie Austria ist auf dem Weg, ein „neues Unternehmen“ zu werden. Das bedeutet, dass die spirituellen Werte des Yoga auch im wirtschaftlichen und geschäftlichen Bereich gelebt werden: Das „alte Paradigma“, das auf Kampf, Druck und Kontrolle beruht, wird zurückgelassen und macht einer Führung Platz, die Freude, Wertschätzung, ein „Gut für alle“ sowie Einbeziehen von allen Mitarbeitern in wesentliche Prozesse lebt. Dieser inneren Einstellung, die die Menschen – Mitarbeiter und Kunden – in den Mittelpunkt der Überlegungen und Entscheidungen stellt, schreibe ich den kontinuierlichen Erfolg der Yoga-Akademie Austria zu.

 

Ausbildungsgruppe - Yoga-Akademie Austria

 

Heute werde ich von einem kompetenten und begeisterten Organisationsteam unterstützt, das sich aller laufenden Aufgaben in Planung, Anfragen und Anmeldung, Homepage usw. annimmt; so kann ich mich auf neue Ideen und Projekte, auf Vernetzen und Kooperationen sowie auf Vorträge zu den Grundgedanken des Yoga in den Ausbildungen konzentrieren. Und natürlich auf das Schreiben der YOGAVision.
Beim Verfassen meines letzten Buches „Erfolgreich Selbstständig mit Yoga“ habe ich mich auch mit der Frage befasst, welche Faktoren es sind, die über Erfolg und Mißerfolg entscheiden – welche waren tatsächlich jene Elemente, die meine eigene berufliche Aktivität zum Erfolg führten? Als erstes wäre sicher zu nennen, eine starke Vision zu haben, und diese über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Als zweites geht es nicht ohne ein gewisses unternehmerisches Talent, seinen Betrieb zu organisieren und zu vermarkten sowie Möglichkeiten einzuschätzen und realistisch zu planen. Für langfristigen Erfolg wird es drittens um jene ethisch-spirituelle Einstellung gehen, die ich weiter oben unter den Grundgedanken des „Neuen Unternehmens“ beschrieben habe.

 

Yoga-Visionen

Soweit also die bisherigen 25 Jahre mit Yoga. Wie wird es nun weitergehen? Ich fühle, mehr als jemals zuvor, eine innere Führung, die mir die nächsten Schritte weist. Es sind deutliche  Impulse spürbar - im Bereich des persönlichen Lebens ebenso wie auf der Ebene des äußeren Wirkens.
Wie die meisten Menschen wahrnehmen, gehen wir als gesamte Menschheit gerade durch eine intensive Zeit der Transformation. Yoga, Achtsamkeit und das Streben nach Frieden, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit können uns in dieser Zeit äußerst wertvolle Begleiter sein. Persönlich betrachte ich die zunehmenden Verwerfungen und Verunsicherungen in der äußeren Welt als Einladung, meinen spirituellen Weg noch weiter zu intensivieren, noch glühender nach dem inneren Licht zu streben – es ist da kein Mühen notwendig, es ist, als wäre da ein Magnet, der mich zieht.
Gleichzeitig wird es auf der Ebene des äußeren Lebens weiterhin mein Ziel sein, durch Yoga-Ausbildungen und -Publikationen vielen Menschen Wege zu einem verfeinerten Bewusstsein, zur inneren Wahrheit, zu Gesundheit, Freude und Licht zu zeigen.
Es sind vielerorts bereits Keime einer neuen Gesellschaft am Entstehen, und das Verbreiten des Yoga als einer von vielen Wegen, ein neues Bewusstsein zu leben, ist ein wundervolles Feld, an einer „neuen Erde“ mitzuwirken. Ich bin zutiefst dankbar, hier mit meiner beruflichen Vision einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten zu können, gemeinsam mit einem Team wundervoller Menschen, die diese Vision teilen.

Die Begegnung mit Yoga hat mein Leben vollkommen verändert und unendlich bereichert. Es ist, als hätte mein Leben auf jenen 7.10.1994 gewartet, um seine eigentliche Aufgabe zu beginnen. Heute gehen Beruf, Persönliches und spirituelle Praxis Hand in Hand, es gibt keine Polarität Beruf-Freizeit oder ein Streben nach einer „Work-Life Balance“, denn es ist alles mit allem verbunden, oder, wie es Sri Aurobindo ausdrückte: „Alles Leben ist Yoga.“

 

Om - Loka Samasta Sukhino Bhavantu
Om - mögen alle Wesen Freude und Harmonie erfahren!

 


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