Der Baum


Das innere Gleichgewicht finden. 

Gleichgewichtsübungen im Yoga sind uns in vielerlei Hinsicht eine Unterstützung. Sie dienen unserem inneren und äußeren Gleichgewicht, welches für unsere Wahrnehmung von besonderer Bedeutung ist. Eine gerade Körperhaltung und die Orientierung im Raum funktionieren nur, wenn die Empfindung für das Gleichgewicht richtig ist. Auch lehren uns die Gleichgewichtsübungen immer wieder, genauer hinzuschauen, in welchem Bereich unseres Lebens wir eventuell aus der Balance gekommen sind. 


Der Baum (Sanskrit Vrikshasana) ist eine Gleichgewichtsstellung, bei der die Balance auf einem Bein und eine Grundspannung von den Füßen bis zu den Händen gehalten wird.

 

Der Fuß des angewinkelten Beines wird gegen das Standbein gepresst und das Knie zeigt im 90-Grad-Winkel von der Mitte weg. Die Arme werden über den Kopf gestreckt und die Hände zusammengeführt. Das Standbein stellt die Wurzeln des Baumes dar. Der Stamm beginnt am Oberkörper, er wächst wie die Wirbelsäule nach oben. Die gestreckten Arme verkörpern die Äste des Baumes. Sehen wir uns jetzt an, wie du Schritt für Schritt in die Stellung kommst.

 

Durchführung

1. Finde einen stabilen Stand mit beiden Beinen auf der Matte und verteile dein Gewicht auf die drei Punkte von Großzehenballen, Kleinzehenballen und Ferse.

 

2. Dann verlagere dein Gewicht auf das rechte Bein, indem du die Beinmuskulatur anspannst.

 

3. Das linke Bein winkelst du an, sodass das linke Knie im 90-Grad-Winkel nach außen zeigt. Die linke Fußsohle wird entweder am rechten Unterschenkel oder am rechten Oberschenkel abgestellt. 

 

4. Dein Becken ist gerade ausgerichtet und dein Schambein rollst du nach oben in Richtung Nabel ein, damit du nicht ins Hohlkreuz sinkst.

 

5. Führe deine Hände zu Anjali Mudra zusammen und drücke die Handflächen aneinander. Richte deinen Blick ruhig und konzentriert auf einen Punkt am Boden oder in die Weite. 

 

Der Baum - Vrikshasana - eine leichte Variante

6. Wenn du bereit bist, beginne deine Arme nach oben zu strecken. Deine Gesichtsmuskulatur bleibt entspannt und du lässt das Gefühl entstehen, als würdest du deinen Kopf aus den Schultern herausheben wollen.

Der Baum - Vrikshasana - eine leichte Variante II

7. Atme bewusst in den Bauchraum. Die Position kann für einige Sekunden oder ein paar Minuten gehalten werden, wie es für dich angenehm ist. Dann verlasse die Stellung achtsam und konzentriert auch wieder Schritt für Schritt und spüre im aufrechten Stand nach. Spüre den Unterschied zwischen rechtem und linkem Bein. Als Ausgleich praktiziere die Haltung danach zur anderen Seite.

 

Darauf solltest du achten

  • Dein Becken bildet das Zentrum deines Körpers und seine Aufrichtung ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Asana. Durch kleine Bewegungen kannst du deine Mitte finden und ausgleichen. Achte dabei auf einen langen unteren Rücken und vermeide das nach außen kippen des Beckens.
  • Um dein Kniegelenk zu schonen, stelle die Fußsohle des angewinkelten Beines nicht am Knie ab. Das Gelenk wird dadurch nach außen gedrückt und die gerade Beinachse des gestreckten Beines wäre nicht mehr gegeben. 
  • Für eine freie und gleichmäßige Atmung hebe dein Brustbein etwas an und weite auf diese Weise deinen Brustkorb. Deine nach oben gestreckten Arme ziehen leicht nach hinten, um diese Öffnung und Dehnung zu verstärken. 

Wirkungen

  • Auf körperlicher Ebene hilft der Baum unser Gleichgewicht zu balancieren, die Stabilität zu verbessern und die Konzentration zu halten. Darüberhinaus kräftigt er die Knöchel und die Fußmuskulatur sowie die Muskulatur des gesamten Körpers. Auch fördert er eine aufrechte Körperhaltung. 
  • Auf energetischer Ebene wirkt die Asana erdend und harmonisierend. Sie aktiviert das Muladhara Chakra und das Ajna Chakra. 
  • Die geistige Ebene richtet sich auf die Stärke, die Stabilität und die Gelassenheit des Baumes. Vrikshasana lehrt uns, entspannt und gleichzeitig geistig wach zu sein.
  • Auf spiritueller Ebene repräsentiert Vrikshasana das Blühen der Spiritualität in einer materiellen Umgebung. Ein Fuß ist fest auf irdischem Boden verwurzelt, während die nach oben strebenden Arme zum spirituellen Bereich des Himmels, des Absoluten (brahman) reichen.

Viel Freude, Erfolg und Gleichgewicht beim Üben!


Daniela Ananda Pfeffer - Yoga-Akademie Austria

Aus- und Weiterbildungsleiterin

 



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