Vielleicht bist du schon einmal von einer Freundin gefragt worden „Was ist Yoga eigentlich?“ und, obwohl du vielleicht schon einige Jahre einen Yoga-Kurs besuchst, ist dir eine spontane und der
Frage umfassend gerecht werdende Antwort nicht sofort greifbar gewesen. Stellen wir uns also vor, jemand stellt uns diese so scheinbar einfache Frage – was wäre eine mögliche Antwort?
Vorab zu sagen wäre noch, dass ein Thema, das wie Yoga das Element der Transzendenz beinhaltet, also sozusagen einen „jenseitigen“ Bereich berührt und ein Feld, das jenseits der allgemeinen
menschlichen Erfahrung liegt, zu ergründen und zu erschließen sucht, dass dieses Thema bald an die Grenzen des sprachlichen Ausdrucks und der Vorstellbarkeit stößt, womit ein Versuch einer
Definition oder einer Beschreibung des Wesens des Yoga niemals wirklich vollständig sein kann.
Beginnen wir mit dem Begriff YOGA. Dieser Begriff ist ein Sanskritwort und stammt aus der Wurzel „yuj“, was zusammenfügen, verbinden oder anschirren bedeutet. Etwas, das getrennt war oder sich als getrennt empfunden hat, wird durch Yoga wieder vereint und verbunden.
Dieser Gedanke nimmt Bezug auf ein Gefühl, das die meisten Menschen aus eigener lebendiger Erfahrung kennen: Man fühlt sich oft getrennt von der Welt, von den Menschen und meint, einer feindlich
gesinnten Welt und Unsicherheit und bedrohlichen Situationen gegenüber zu stehen. Dieses tief in uns vorhandene Gefühl, das mal mehr subtil, mal sehr intensiv sein kann, wurzelt in einer Weise zu
sein, zu denken und zu empfinden, die uns durch unsere Erziehung und unsere Umwelt antrainiert wurde, die aber nicht die einzige Weise zu sein darstellt – zum Glück!
Wir können Yoga als die Summe von Methoden, Techniken, Gedanken und inneren Werten betrachten, die uns „von innen her“ auf eine neue Weise funktionieren lassen, auf eine Weise, die sich
als Leichtigkeit, Freude, Gesundheit, Kraft und vor allem Verbundenheit ausdrückt – eine Verbundenheit mit dem Ganzen, mit der Welt, mit anderen Menschen, und die am Ende als ein zutiefst
wonnevolles Einssein mit Gott erfahren wird.
Eine der möglichen Definitionen für YOGA lautet:
Yoga ist ein unglaublich ausgereiftes und umfassendes System, das alle Methoden und inneren Werte vereinigt, die dich systematisch dem Ziel der Verbundenheit und der Ganzheit näherbringen.
Anhand einer Betrachtung der einzelnen Elemente dieser Definition können wir zu einem tieferen Verständnis dessen gelangen, was Yoga ausmacht und welche Bedeutung Yoga für unser Leben haben
kann.
Yoga ist ein unglaublich ausgereiftes und umfassendes …
Die Anfänge des Yoga gehen mehrere tausend Jahre zurück, die wesentlichen philosophischen Gedanken, die das Wesen des Yoga noch heute bestimmen (Raja-Yoga, Advaita Vedanta, Mantras, Bhakti-Yoga), sind gut 2000 Jahre alt und die Grundformen der heute verbreitet
praktizierten Körper- und Atemtechniken entstanden immerhin vor etwa 1000 Jahren. Über unglaublich lange Zeiten wurde das System des Yoga, das im Grunde die Wissenschaft vom Menschsein ist,
erforscht, entwickelt und verfeinert.
… System, das alle Methoden und inneren Werte vereinigt …
Yoga ist mehr als eine Ansammlung von Körperübungen oder Meditationen; Yoga ist ein ganzheitliches und umfassendes System, das seine volle Kraft und Wirksamkeit aus dem Zusammenwirken mehrerer
Komponenten bezieht. Ähnlich wie ein Kraftfahrzeug nicht nur aus dem Motor besteht, sondern für seine Funktion der Fortbewegung und des Transports auch Lenkung, Elektronik, Bremsen, Stoßdämpfer
usw. braucht, so ergibt sich der volle Nutzen des Yoga erst aus dem Zusammenwirken seiner einzelnen Elemente.
Wir können Yoga als ein System betrachten, das im Grunde aus zwei Hauptkomponenten besteht. Ähnlich wie wir, wenn wir das obige Beispiel vom Kraftfahrzeug stark vereinfachen, das Fahrzeug als aus
Motor und Lenkung definieren würden, so können wir im Yoga den Motor als die Übungstechniken identifizieren und die Lenkung als die geistige Einstellung.
Der Yoga-Weg besteht also aus Übungen und aus inneren Werten und Einstellungen: Die Körper-, Atem- und Entspannungsübungen, die Meditation, Mantra-Rezitation und Reinigungstechniken sind es, was wir zumeist meinen, wenn wir
sagen „Ich mache jetzt Yoga“: Wir führen diese Techniken durch, die uns energetisieren, unsere Energiebahnen reinigen und uns zentrieren. Für diese Übungen ist es sinnvoll und oft notwendig, sich
aus dem Alltag zurückzuziehen; sie bilden den „Yoga auf der Übungsmatte“.
Auf der anderen Seite gibt es die inneren Werte und Einstellungen, die diese Übungen erst zu Yoga-Techniken machen, denn ohne etwa Erwartungslosigkeit, Loslassen und Achtsamkeit wären die Asanas
lediglich Gymnastik und keine „Meditation des Körpers“ und man fährt im obigen Gleichnis vom Fahrzeug dieses nur im 1. Gang. Die inneren Werte, die den Übungen erst ihre volle Wirksamkeit
verleihen, kreisen im Wesentlichen um das Loslassen, um Achtsamkeit und Hingabe; da es hier darum geht, wie wir der Welt und ihren Situationen und Herausforderungen in unserem Alltag begegnen,
könnten wir hier von einem „Yoga jenseits der Übungsmatte“ sprechen.
Wegen der großen Bedeutung dieser beiden Faktoren Übungen und Einstellung gibt es einen separaten Aufsatz, der die Details
dieses Themas ausleuchtet und es im Alltag umsetzbar macht.
… die dich systematisch …
Jede einzelne Übung, jeder Augenblick des stillen Innehaltens, jedes Loslassen bringt dich dem Ziel näher. Alles wirkt. Und Yoga wirkt - allmählich, aber besonders tiefgehend. Besonders die
tiefen Strukturen der Psyche, der Gewohnheiten, die sich über viele Jahre, ja Jahrzehnte gebildet haben, brauchen Zeit, transformiert zu werden.
Die verschiedenen Methoden des Yoga wurden auf eine solche Weise entwickelt und konzipiert, dass sie, in einer auf die individuelle Situation zugeschnittene Kombination angewendet, optimalen und
vor allem alle Dimensionen des Menschen umfassenden Erfolg garantieren.
… dem Ziel der Verbundenheit und der Ganzheit näherbringen.
Der zentrale, eingangs angesprochene Aspekt des Yoga ist die Zielsetzung der Verbundenheit; wir können sie auch als Ganzsein oder Heilsein bezeichnen. Dieses Heilsein, das das System des Yoga zum
Ziel hat, ist im Grunde das Ziel jedes einzelnen Menschen: Jeder Mensch sucht dieses Heilsein, sucht inneren Frieden, sucht die Verbundenheit mit allem Sein.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir beim Ziel des Yoga nicht von einem abgehobenen, abstrakten und so gut wie unerreichbaren Ziel der Erleuchtung oder des „Aufsteigens“ sprechen,
sondern von durchaus vorstellbaren und erreichbaren inneren Zuständen, die zudem von den meisten Menschen in Augenblicken tiefster Freude und Erfülltheit bereits erfahren wurden.
Jeder Schritt, jede Übung, jedes Loslassen, jedes Gebet bringt uns diesem Ziel eines umfassenden Heilseins näher – und dieses Heilsein, das mit den Jahren der Yoga-Praxis immer mehr und stärker
durch uns hindurchscheint und –strahlt, bringt, weil es sein eigentliches Wesen ist, auch Heilsein, Gesundheit und Gelingen auf allen Ebenen des menschlichen Lebens hervor. Sei es auf der Ebene
der physischen oder psychischen Gesundheit, des beruflichen Erfolges, auf der Ebene der persönlichen Beziehungen, der Finanzen oder natürlich im persönlich-spirituellen Bereich – ein Heilsein,
das dein innerstes Wesen erfasst hat, bringt Heilsein in allen Ausdrücken deines Lebens hervor.
Yoga kann uns also zu einem Menschen machen, der sich in seinem Umfeld harmonischer und freudvoller ausdrücken kann, und der gesünder und glücklicher ist. Ist es nicht genau das, was wir alle wirklich wollen?
Danke fürs Teilen!