Yin Yoga

"Werde still und lausche auf die Geschichte, die dir dein Körper heute erzählen möchte."

 

Yin Yoga ist ein neuer Yoga Stil, der in der heutigen Yoga-Praxis nicht mehr wegzudenken ist. Warum ist das so, was macht diesen Stil so besonders und für wen ist er geeignet? Wir möchten dir hier den Yin Yoga gerne vorstellen – vielleicht möchtest du diese Art von Yoga einmal auszuprobieren ...

 

Die Ursprünge

Den Ursprung von Yin Yoga finden wir bei Paulie Zink aus Amerika, ein taoistischer Yogalehrer, der eine Kombination von Yoga und Kung Fu in den 1970er Jahren praktizierte. Allerdings hieß es zu dieser Zeit noch nicht Yin Yoga. Erst als ein Schüler von ihm, Paul Grilly, seinen Stil und dem Wissen der TCM (traditionell Chinesischen Medizin) sowie dem Konzept von Yin und Yang kombinierte, entstand dieser neue, beruhigende und heilende Yoga Stil.


Eigentlich können wir den Ursprung des Yin Yoga bereits viele Jahre vorher in den Patanjali Yoga Sutras, im Vers 2,46 finden: „Sthira Sukham Asanam“, was soviel bedeutet wie: Die Asana soll stabil und gleichzeitig angenehm sein!

Faszinierende Faszien

Die „faszinierenden Faszien“ werden sie in der Forschung genannt, und eine Faszination sind sie tatsächlich, da sie unseren ganzen Körper durchdringen und wie ein Netzwerk alles verbinden und umhüllen. Wird unser Körper nicht bewegt und beansprucht, verkleben oder verfilzen die Faszien und ziehen sich zusammen, wenn wir Stress haben. Im Yin Yoga arbeiten wir mit der Stimulation der Faszien durch Dehnung und Kompression (über einen längeren Zeitraum).

In der folgenden arte-Dokumentation erfährst du mehr über Wesen und Bedeutung der Faszien:

Hilfsmittel und Haltedauer

Im Yin-Yoga werden die Positionen mit Yoga-Blöcken, Gurten, Decken, Kissen und großen Yoga Bolster (Rolle) unterstützt, womit wir stabil gehalten und gestützt sind und gleichzeitig vollkommen loslassen und entspannen können. Aufgrund dieser Hilfsmittel, die hier zum Einsatz kommen, kann Yin Yoga von jedem praktiziert werden, unabhängig von Alter, Erfahrungen oder Fortgeschrittenheitsgrad.


Im Yin Yoga streben wir an, die Positionen über einen längeren Zeitraum, je nach Position ca. 2-5 Minuten möglichst passiv und entspannt zu halten. Denn erst wenn sich unsere Muskulatur entspannt, erreichen wir mit den Wirkungen tiefere Gewebeschichten wie das Bindegewebe, die Faszien, Sehnen und Bänder.

Die längere Haltedauer der Asanas ist für Yogalehrer eine wunderbare Möglichkeit, die Teilnehmer auf geistiger und spiritueller Ebene in große Tiefe und Bewusstheit zu führen. Durch die Begleitung von Mantras entsteht Hingabe und durch die Klänge eine Öffnung, die unsere Herzensenergie fließen lässt.

Die Haltedauer kann aber auch genutzt werden, um wichtige Techniken wie zum Beispiel die Selbstbeobachtung (Vichara) zu praktizieren. Dazu können Fragen gestellt werden wie „Was bewegt mich? Wie fühle ich mich jetzt gerade? Was möchte ich wirklich?“ Hier können inspirierende Texte oder Gedichte unterstützen, wir können dadurch zu wunderbaren Erkenntnissen gelangen, wenn wir unser Denkverhalten und unsere Emotionen reflektieren. „Uns selbst besser kennen zu lernen“ - dies ist eines der größten Geschenke, die wir uns selbst machen können.

 

Eigene Erfahrungen

Es war eine unglaubliche Erfahrung, als ich nach einer Woche meiner Yin Yoga Ausbildung nach Hause kam und das Gefühl hatte, ich kann Bäume ausreißen! Vorausschauend hatte ich nach meiner Ausbildungswoche 2 Tage Urlaub eingeplant, um mich zu regenerieren, doch die brauchte ich nicht .... Ich war voller Tatendrang, brauchte viel weniger Schlaf und ich hatte so viele Ideen und war begeistert von der Kreativität, die aus mir heraussprudelte.


Und dies nutze ich nach wie vor. Wenn ich nach einem (von mir geleiteten) Ausbildungswochenende am Sonntag Abend nach Hause komme, praktiziere ich noch Yin Yoga. Diese Zeit ist mir sehr wichtig, denn wenn am Montag der Alltag mit zwei Schulkindern und die Anforderungen einer Selbständigkeit wieder präsent sind, fühle ich mich viel kraftvoller, ausgeglichener und habe das Gefühl, dass ich alles schaffen kann, was ich möchte.

Wirkungen

Zu den wichtigsten Wirkungen der Yin-Yoga-Praxis gehören Ruhe, Gelassenheit und die oben erwähnte Selbstreflexion. Das Wahrnehmen der Empfindungen und Gefühle steht im Vordergrund, das Bewusstsein richtet sich auf den Atem und das Hier und Jetzt. Wenn Du zum ersten Mal Yin Yoga praktizierst, ist das längere Halten der Asanas vielleicht eine Herausforderung. Doch je mehr wir uns erlauben, uns auf diese Stille einzulassen, desto mehr können Geist und Nervensystem entspannen.


Damit lösen sich auch physische Verspannungen und es entsteht mehr Bewegungsfreiheit in den Bereichen der Schultern und in der Hüfte; die Gelenke werden geschmeidig.


Das Körperbewusstsein und das Vertrauen zum eigenen Körper wird aufgebaut, auf der psychisch-geistigen Ebene entwickelt sich ein gesundes Selbstwertgefühl sowie Mitgefühl und Geduld.

Fazit

Yin-Yoga bietet uns einen wunderbaren Ausgleich zu unserem oft sehr stressigen YANG Alltag bzw. auch zu einer YANG Yogapraxis und bietet uns eine "Energieladestation", die viele Menschen so dringend brauchen – so konnte sich dieser Yoga-Stil zu seiner großen Beliebtheit entwickeln.

 

Die Autorin

Daniela Ananda Pfeffer ist Leiterin von Yogalehreraus- und -weiterbildungen sowie für Yin Yoga an der Yoga-Akademie Austria; sie gründete und leitet das Ananda Yoga Studio in Tulln, NÖ

www.anandayoga.at



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