Ein Hund hatte von einem ganz besonderen Tempel gehört: Es war der Tempel der tausend Spiegel. Der Hund wusste nicht, was ein Spiegel war, aber es hörte sich lustig an und so machte er sich auf den Weg.
Beim Tempel angekommen, lief er die Treppen hinauf, öffnete das Tor und trat ein. Da sahen ihm aus tausend Spiegeln tausend Hunde entgegen. Und er freute sich und wedelte mit dem Schwanz. Da
freuten sich in tausend Spiegeln tausend Hunde und wedelten auch alle mit dem Schwanz! Der Hund dachte sich: Die Welt ist voller glücklicher und zufriedener Hunde. Und von nun an kam er jeden Tag
in den Tempel der tausend Spiegel.
An diesem Nachmittag kam ein anderer Hund zu dem Tempel. Auch er lief hinauf und trat ein: Da sahen ihm aus tausend Spiegeln tausend Hunde entgegen. Der Hund bekam große Angst , knurrte und zog
den Schweif ein. Da knurrten aus tausend Spiegeln tausend Hunde und zogen auch alle ihren Schweif ein. Und der Hund dachte sich: Die Welt ist voller böser, knurrender Hunde. Und er kam niemals
wieder in den Tempel der tausend Spiegel.
Aus "Die spirituelle Schatzkiste" von Arjuna P. Nathschläger
Diese Geschichte hat zwei Lehren: Zum einen, dass wir das erhalten, was wir geben. „Wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück“, so lautet ein Sprichwort, dessen Umkehrung man so
ausdrücken könnte: „Gib, was du bekommen willst!“.
Zum anderen, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ein Spiegel unseres Denkens ist: Wir können hineinsehen und uns darin erkennen. Sehen wir genau hin.
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