Karin - eine Vision des Ganzheitlichen Yoga

Karin Neumeyer aus Graz praktiziert Yoga seit etwa 15 Jahren. Heute leitet sie Aus- und Weiterbildungen an der Yoga-Akademie Austria und erfährt Yoga als enorme Unterstützung in allen Bereichen des täglichen Lebens. Die YogaVision im Gespräch mit Karin.

 

Fabian Scharsach - Yoga-Akademie Austria

YogaVision:

Wie bist du zum Yoga gekommen? Wann war das? Was hat dir besonders gefallen bzw. gut getan?


Karin:

Nach ersten, weniger ermutigenden Kontakten mit Yoga „zündete es“ bei einem Yoga-Kurs, den ich im Frühjahr 2007 besuchte. Ich war in Karenz, hatte gesundheitliche und finanzielle Probleme und war nervlich ziemlich am Ende, als ich in einem Anfängerkurs in Wien landete. Ich besuchte nur wenige Einheiten, aber der Yogalehrer hat es geschafft, mir das Wesen des Yoga nahe zu bringen: Ich habe das Ruhig- und Glücklichsein in mir entdeckt, ich habe wieder zu mir zurückgefunden. Die Tage nach den Kurseinheiten war ich immer sehr ruhig und entspannt, und es reifte in mir der Gedanke „Das möchte ich für den Rest meines Lebens machen!“
Was mir besonders gut gefallen hat, war die tiefe Körperachtsamkeit, die viel ausgeprägter war als beim Tanz (ich besuchte damals eine Tanz-Ausbildung) – auch die Kombination mit dem Atem, die Ruhe und das respektvolle Miteinander im Yoga-Kurs waren für mich wundervolle Erfahrungen.
Ich machte mich auf die Suche nach einer Yogalehrer-Ausbildung und landete bei Yoga Vidya Austria, die in Wien Ausbildungen anbot und besuchte von September 2007 bis Juni 2008 die Yogalehrer-Ausbildung.

YogaVision:

Erzähle über deine Ausbildung: Wie war der Ausbildungs-Prozess für dich? Wie hat sich Yoga in dir entwickelt? Was hat sich durch die Ausbildung für dich verändert, auch im täglichen Leben?

 

Karin:
Die Ausbildung fand jede Woche am Freitag Nachmittag statt und dauerte 2 Semester. Ich habe mich vollständig auf Yoga eingelassen, jede Minute meiner Zeit war Yoga gewidmet: Übungspraxis, Studium, Yoga im Alltag. Ich saugte das Yoga-Wissen in mich auf, meine Begeisterung wuchs ständig, und ich lernte viel mehr als verlangt wurde. Die Ausbildung war für mich nie anstrengend oder mühsam, einfach weil die Begeisterung da war, und ich alles wissen wollte. Ich praktizierte sehr intensiv und es entstand allmählich ein tiefes Verständnis dafür, was Yoga ausmacht.


Ich liebe jeden Aspekt des Yoga: Pranayama und Asana, die Philosophie, das Mantrasingen, die Reinigungstechniken, Karma Yoga – in der Ausbildung hat sich in mir das „Gesamtpaket Yoga“ erschlossen – und ich fühlte und erkannte: Das ist es!

 

YogaVision:
Wie waren deine ersten Schritte als Yogalehrerin? Wie entwickelte sich deine Berufstätigkeit mit Yoga?


Karin:

Am Anfang hatte ich großen Respekt vor dem Anleiten einer Yoga-Gruppe, da geht es vielen so. Bin ich „gut genug“? Ich erhielt aber glücklicherweise schon gegen Ende der Ausbildung die Möglichkeit, im Yoga Vidya Zentrum in Wien zu unterrichten, und so konnte ich frühzeitig erste Erfahrungen sammeln – die Abschlussprüfung der Ausbildung war damit relativ einfach.
Aber es hat dann doch noch einige Zeit gebraucht, bis ich wirklich sicher wurde, und in der ersten Zeit war da schon einige Überwindung nötig. Ja, Yoga für sich zu praktizieren und Yoga zu unterrichten, das sind schon ganz unterschiedliche Dinge, aber die Ausbildung hat mich auf beides sehr gut vorbereitet.


Ich begann dann auch gleich mit dem Yoga-Unterricht für Schwangere und mit Mama-Baby-Yoga, und da entdeckte ich meine Liebe für diese Personengruppen. Ich habe relativ bald sechs Yogastunden je Woche gegeben, und so wurde Yoga schnell zu meinem Hauptberuf. Die meisten Kurse gab ich im Yoga Vidya-Zentrum in Wien, eine Stunde wöchentlich im Tanzstudio.


Ich war und bin glücklich, dass ich das, was ich gern mache, zu meinem Beruf machen durfte! Es ist so schön, eine Arbeit zu machen, die einen erfüllt und glücklich macht. Zusätzlich werden dadurch auch andere Menschen bereichert – es kommt so viel Begeisterung und Dankbarkeit zurück aus den Yoga-Stunden! Bei einem Seminar wurde einmal die Frage gestellt, wer seine Arbeit noch machen würde, wenn er genug Geld hätte, um nie wieder arbeiten zu müssen - und ich war eine der wenigen, die sich gemeldet haben.


Ich arbeite gern mit Gruppen, die spezielle Anforderungen haben, eben mit Schwangeren, Mama-Baby-Yoga, mit Senioren. Hier geht es darum, die Grundübungen an die Möglichkeiten und Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe anzupassen. Ich habe auch englischsprachige Kurse gegeben, habe aktuell Kontakt mit Hörbehinderten, eine Blinde im Yoga-Kurs und werde mich vielleicht als nächstes auf Yoga für Menschen mit Einschränkungen konzentrieren.


Seit 2013 leite ich Aus- und Weiterbildungen an der Yoga-Akademie Austria. Ausbildungen zu leiten ist mit dem Unterricht von Yoga-Kursen nicht zu vergleichen – es geht hier einfach viel tiefer in das Studium der Philosophie und Praxis des Ganzheitlichen Yoga, während im Yoga-Kurs meist nur Übungen praktiziert werden. In der Ausbildung wird alles, was Yoga ausmacht, behandelt, und es ist immer wieder wunderbar zu beobachten, wie sehr sich die Teilnehmer im Lauf der Ausbildung entwickeln und verändern; sie werden zu anderen Menschen, die bewusster und freudvoller sind. Am Ende geht es ja nicht nur beim Yoga um die großen Fragen des Lebens: Wer bin ich? Was will ich vom Leben? Welche sind meine Werte, die ich leben möchte? Mit Yoga und insbesondere mit der Yogalehrer-Ausbildung wird dem Menschen das Instrument erschlossen, sein Leben zu gestalten, und daran mitwirken und teilhaben zu können, und mit dieser Aufgabe erfüllt mich immer wieder mit Begeisterung und Dankbarkeit.

 

YogaVision:

Wie sieht dein persönlicher Sadhana aus? Wo sind deine Schwerpunkte? Welche Weiterbildungen waren / sind für dich am interessantesten?

 

Karin:
Alle, die sich tiefer auf Yoga und Spiritualität eingelassen haben, haben erkannt, dass das Lernen und die Weiterentwicklung nicht aufhören, und ich fand das auch bestätigt. Die Prozesse des Lernens und der Verfeinerung der Bewusstheit hören nicht auf, es geht immer weiter, das Verständnis und die Erkenntnis der Zusammenhänge vertieft sich mit den Jahren.
Ich habe viele Weiterbildungen besucht, unter anderem die Yogatherapie-Ausbildung - aber meine wichtigste Yoga-Praxis ist der Alltag. Anfangs stand ja noch die Übungspraxis im Vordergrund, aber mehr und mehr wurde mein Sadhana primär geistig: Es geht mir darum, die Yoga-Philosophie im Alltag umzusetzen – viele Gedanken und Werte des Yoga sind bei den täglichen Aufgaben und Herausforderungen eine enorme Hilfe.

YogaVision:

Was hat sich seit Beginn deines Yoga-Weges für dich oder in dir verändert?

 

Karin:
Am wichtigsten scheint mir das Bewusstsein, dass man mit Yoga ein Instrument zur Verfügung hat, das einem buchstäblich in jeder Lebenssituation helfen kann, ob das eine verstopfte Nase ist, Ischias-Schmerzen, ein Partnerproblem, einfach für alles.
Ich habe eine Tochter mit Herzproblemen (Trisomie 21), sie ist jetzt 3 Jahre alt, und auch hier hat Yoga mich gelehrt, anzunehmen und zu tun, was zu tun ist. Alle Dinge haben einen Sinn, auch wenn er jetzt noch nicht erkennbar ist, Karma möchte aufgearbeitet werden. Dank Yoga und Loslassen von Wünschen und Erwartungen bin ich jetzt mit meinem (so offiziell betitelten) „behinderten“ Kind glücklicher als ich es vorher war. Und das ist einfach nur schön.


Im Prinzip wollen wir alle glücklich sein, und Yoga zeigt, wie das geht, auch wenn man in nicht optimalen Umständen lebt. Man lernt, den Fokus nicht auf das Negative zu lenken, sondern dem Positiven Energie zu geben. Yoga lehrte mich, durch steigende Bewusstheit meinen Fokus zu lenken.

YogaVision:

Was war / ist deine Vision? Was sind deine Pläne für die Zukunft?

 

Karin:
Ich suche immer wieder neue Herausforderungen, neue Aufgaben. So wurde ich zum Leiten der Yogalehrer-Ausbildungen und der Weiterbildungen geführt, und jetzt bin ich bereit für den nächsten Schritt: Es hat mich vor Kurzem eine neue Aufgabe gefunden, die mich mit großer Freude erfüllt: Ich werde im Projekt des Manifests der Neuen Erde als Leiterin von Workshops und Seminaren mitarbeiten. Visionen sind jetzt keine Gedankenspielerei mehr, sondern werden konkrete Handlung. Neues darf entstehen, die Menschen sind bereit für einen neuen Weg. Ich freue mich auf diese Aufgabe, bei der ich das Gedankengut des Yoga mit Visionen einer Neuen Erde verbinden kann.


YogaVision:

Liebe Karin, vielen Dank für das inspirierende Gespräch und alles Gute für die Zukunft und deinen Weg mit Yoga!


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